![]() |
Wir machen einen Kurs in OerlinghausenEin Bericht ...... und ein kleiner Beitrag zur Psychologie der Flugausbildung.Das Vorhaben Zuerst waren wir nur zu zweit. Mein Vereinskamerad Reiner und ich, die zur weiteren fliegerischen Vervollkommnung einen Segelflugkurs machen wollten. Die Wahl fiel rasch auf Oerlinghausen, laut Eigenwerbung (vgl. segelflugschule-oerlinghausen.de) eine der schönsten Segelflugschulen der Welt, die auf dem Flugplatz mit den weltweit meisten Segelflugstarts ausbildet. In der Segelflugwelt ein Name mit Donnerhall. Schon bei meiner eigenen Ausbildung zum Motorseglerpiloten hatte ich die damals noch erhältlichen Fernlehrbriefe dieser Segelflugschule studiert. Mit einer Anmeldung in einer solchen Schule konnte man nichts falsch machen. Nachdem es sich in unserem Fliegerclub Bad Berka herumgesprochen hatte, dass wir nach Oerlinghausen fahren wollten, meldeten nacheinander zwei weitere Vereinkameraden ihr Interesse an. Hartwig, der im Besitz der UL-Lizenz ist und derzeit bei mir eine MoSe-Ausbildung PPL-A (JAR-FCL) absolviert, und Wolfram, PPL-A (ICAO) incl. Klassenberechtigung TMG. Und Charley, die 14jährige Tochter von Reiner, gerade am Beginn der Segelflugausbildung in unserem Verein in Bad Berka, wollte schließlich auch noch mit. Nachdem wir so viele waren (das hatte man im Voraus nicht absehen können), erhob sich natürlich die ein oder andere missbilligende Stimme: "Warum macht ihr das denn nicht bei uns im Verein. Wir hätten doch ein einwöchiges Fliegerlager abhalten können." Aber wir wollten ja in kürzester Zeit ausgebildet werden und wir bezweifelten, ob unser Verein das wirklich hätte auf die Beine stellen können. Und außerdem waren wir ja bereits angemeldet. Und überhaupt: Wir wollten auch mal einen anderen Platz und andere Leute sehen und kennen lernen. Am Sonntag, dem 28. Juni 2009, reisten wir dann gen Oerlinghausen. Reiner und seine Tochter waren mit mir mitgefahren. Charley teilte sich die Rückbank mit Jannis, meinem 12jährigen Labradormischling. Seine Annäherungsversuche wies sie allerdings leicht angewidert zurück. "Iiihh, der sabbert, kann ich mal das Buch hier als Grenze haben." Und Jannis hätte so gerne seinen Kopf auf Charleys Schoß gelegt. Gegen 17:00 Uhr trafen wir in Oerlinghausen ein. Die Anlage machte einen ansprechend ordentlichen Eindruck. Fünf neu wirkende Pavillons in einem sehr gepflegten Park am Rande des wahrlich riesigen Flugplatzes, einer fast quadratischen (weitgehend gut gemähten) Wiesen-Fläche mit leichter Steigung nach Nord-Osten, ca. 600 x 1200 m groß und von Wald umrandet. Am Nord-West-Rand die 600 m lange Asphalt-Piste, Tower, Hangars und ein riesiges Restaurant. Die Ankunft ![]() ![]() ![]() Am eindrucksvollen Hangar angekommen staunten wir nicht schlecht. Obwohl schon zwei, drei Flugzeuge ausgeräumt waren, stand da noch ein Flugzeugpark in der Halle, der uns hätte neidisch werden lassen können (wenn wir eingefleischte Segelflieger gewesen wären). Eine einzelne DG 1000 (das doppelsitzige Schlachtschiff mit Hilfsmotor), mehrere ASK 21, ASK 23 B und LS 4, schließlich ein UL-Segelflugzeug und ein Schleppflugzeug, eine etwas ulkig aussehende Piper Pawnee. Alle Flugzeuge wirkten sehr gepflegt (und waren es auch). Uns Frischlinge beeindruckte natürlich auch, wie kunstvoll platzsparend die Segelflieger eingeräumt waren. Aber das nutzte einigen von ihnen jetzt auch nichts mehr, sie mußten aus dem Stall. Wolfram, Reiner und ich teilten uns eine der beiden ASK 21, die dann aufs Feld geschleppt wurden. Dazu standen u. a. zwei kleine Elektrokarren zur Verfügung, die über Nacht an der Ladestation angeschlossen waren. Die beiden pfiffigen Jungs, Jan (14) und Henry (15), kannten sich schon aus und saßen am Steuer. Wir Frischlinge hielten die Fläche. Eine wunderschöne Prozession, die sich da - wie jeden Morgen - auf den Weg zum Startfeld machte. ![]() Der Aufbau des Startwagens und der Segelflugkontrolle ging schnell. Alle packten mit an. Wir versuchten uns nützlich zu machen, waren aber wohl noch nicht sehr hilfreich. Alles war neu für uns Motorflieger. Apropos anpacken: Man wandert als blutiger Anfänger in diesem Metier ständig auf einem recht schmalen Grat. Fasst man in der besten Absicht irgendwo zu, droht einem ein Anpfiff ("Laß jetzt mal das Seil liegen", "Stell den Leppo nicht so nah an die Flieger"). Bleibt man hingegen aus Sorge, etwas Falsches zu tun, untätig, fürchtet man sich vor dem Vorwurf mangelnder Hilfsbereitschaft. Und wenn man fragt, ob und was man tun könne, bekommt man nicht selten durch die Antwort zu spüren, was für ein blutiger Anfänger man doch ist. Aus den Vereinen ist mir das bekannt. Aber von Oerlinghausen hätte ich etwas anderes erwartet. Die Schule wird zwar streng genommen auch von einem Verein betrieben, aber die Lehrkräfte arbeiten ja nicht ehrenamtlich und die Flug- und sonstigen Gebühren sind ja nicht gerade vereinsgemäß preiswert, sondern entsprechen eher denen einer kommerziellen Schule. Ich vermute übrigens, dass auch hierin, also im Umgang miteinander, eine Ursache dafür zu finden ist, warum der Segelflug im Allgemeinen solche Nachwuchssorgen hat und nur die härtesten Schüler durchhalten. Die werden dann später allerdings genauso. Und da wir gerade bei einem neuralgischen Thema sind: Schüler haben es so an sich, Fachfragen zu stellen. Das machen sie (mit zunehmender Tendenz), solange der Lehrer freundlich und ausführlich antwortet. Wenn sie aber herablassende, ironische oder sogar verhöhnende Antworten bekommen, stellen sie die nervige Fragerei früher oder später ein. Erwachsene sind da sogar noch etwas empfindlicher als Jugendliche, besonders wenn sie schon im Beruf oder sonst erfolgreich sind und mitten im Leben stehen. Es ist absolut verständlich, dass die vielen Fragen manchem Lehrer fürchterlich "auf den Senkel gehen", denn das Ungeheuerliche ist ja auch, dass viele Fragen immer wieder gestellt werden. Aber das bringt der Lehrberuf in allen Bereichen eben mit sich. Wer das nicht aushält, sollte nicht mehr unterrichten. Bei ehrenamtlichen Lehrern kann man das schon nicht hinnehmen, bei bezahlten Lehrkräften wie unserem Cheffluglehrer erst recht nicht. Ich habe meine Fragerei in Oerlinghausen übrigens sehr schnell eingestellt. Aber das lag sicherlich an mir und meiner niedrigen Tolleranzgrenze. Möge der Leser selbst urteilen. Um 12:20 Uhr ist der Beginn meines ersten Windenstarts im Flugbuch verzeichnet (diese und die kommenden Zeitangaben sind lokal zu verstehen, weshalb in meinem Flugbuch tatsächlich 10:20 Uhr eingetragen ist). Ich kann nicht beschwören, ob diese Zeit genau stimmt, denn ich war viel zu sehr mit dem Start beschäftigt, um auf die Uhr zu schauen. Aber das muss man auch nicht. Die Segelflugkontrolle notiert die Start- und Landezeiten und der Pilot überträgt sie am Ende des Tages in sein Flugbuch. Ich vermute, dass ist in Segelflugvereinen üblich. Als Motorflieger ist man da weniger verwöhnt. Wolfram war seine ersten drei Platzrunden mit dem Cheffluglehrer bereits vor mir geflogen. Und nun war ich dran. Gott sei Dank hatte ich in meinem Heimat-Verein bereits zwei Windenstarts hinter mich gebracht und so war mein Pulsschlag vermutlich nur bei 150 und nicht bei 155. Sehr positiv zu vermerken ist, dass der Cheffluglehrer mich von Anfang an machen ließ. Ich hatte zu keinem Moment das Gefühl, dass er in die Ruder eingriff. Er saß hinter mir und erklärte, wie die Platzrunde zu fliegen sei. Das war am Boden vorbesprochen worden und so klappte das alles - meines Erachtens - sehr gut. Stolz war ich auch auf meine erste Landung. Ich hatte auch insoweit nicht den Eindruck, dass mein Lehrer eingreifen musste. Abgesehen davon, dass man etwas tiefer und in der Mitte sitzt, fliegen sich ASK 21 und - wie ich später noch feststellen konnte - ihr einsitziges Pendant, die ASK 23 B - sehr ähnlich, wie der Scheibe-Falke (mit dem ich schon fast 2.700 Mal gelandet bin, davon 1.500 Mal als Lehrer). Eben für die Ausbildung hervorragend geeignete Segler, die sehr großzügig im Verzeihen von Fehlern sind. Auch die zweite Platzrunde nebst eigenhändiger Landung um 12.:40 Uhr empfand ich gelungen. Nicht ganz ohne Zweifel war ich allerdings, ob ich diesbezüglich nicht eine Mindermeinung vertrat, denn eine Bestätigung wurde mir nicht zuteil. Als ich bei einer späteren Landung scheu nachfragte, ob das jetzt einigermaßen in Ordnung gewesen sei, wurde mir klar, dass unser Cheffluglehrer nach der bewährten Pfälzer Maxime "Net getadelt isch gnug gelobt" ausbildete (obwohl er gar nicht aus der Pfalz kam). Jedenfalls war sein Antwort eindeutig: "Ich hätte schon was gesagt, wenn was nicht in Ordnung gewesen wäre." Wie man sich vorstellen kann, war ich danach besonders stolz. Aber lassen wir die Ironie. Vielleicht bin ich ungerecht und er wollte nur einen Fluglehrer-Kollegen nicht mit einem "Das war o.k.!" oder noch grausamer "Das war prima!" beleidigen. Diese Strategie hat er bei mir jedenfalls strikt durchgehalten. Reiner, der diesen Text natürlich gegengelesen hat, meinte, dass ihn das überhaupt nicht gestört hätte. Nun, richtig gestört hat es mich auch nicht, aber ein - wenn auch nur sparsam eingesetztes Lob - hätte mich vielleicht die weiteren Unfreundlichkeiten leichter hinnehmen lassen. ![]() Das Rückholen mit den Elektrokarren klappte vorzüglich. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die versammelte Schülermannschaft größtenteils äußerst hilfsbereit war. Franz, ein 66jähriger Anfänger, schien mir besonders fleißig. Kaum war man gelandet und ausgestiegen, kam schon ein Mitschüler mit einem Leppo angesaust und holte einen ab. Abschleppseil anhängen, Kuller anbringen und zurück zum Startpunkt. War man - wie ich (ein bisschen Angeberei darf sein) - einigermaßen in der Nähe des Lande-T's gelandet, hätte man nahezu alle 10 Minuten einen Start machen können. Hätte man. Das verhinderte allerdings jener kleine technische Apparat, von dem schon beim Briefing die Rede war. Der Cheffluglehrer musste telefonieren. Nach der Landung allenfalls eine liebevolle Bemerkungen (beispielsweise nach einer Seilrissübung in 60 m: "Du hast sie zwar heile runtergebracht, aber Du fliegst wie ein Kamikaze-Flieger.") oder auch mal eine Standpauke (dazu später) und dann machte er sich in aller Regel telefonierend auf den Rückweg. So konnte man auf dem Rückweg seinen Gedanken nachhängen. Man hatte ja ohnehin nichts anderes zu tun, als die Fläche zu halten und ein bisschen zu lenken. Bei anderen Lehrern musste ich hin und wieder tatsächlich beobachten, dass die ihre Schüler auch auf dem Rückweg begleiteten und sich mit denen unterhielten. Vermutlich erläuterten sie das ein oder andere und repetierten den Flug. Kommentar von Charley: "Ja, das hast du richtig beobachtet und mir persönlich hat das auch jedes mal sehr viel gebracht, denn man konnte gemeinsam mit dem Fluglehrer den Flug auswerten und gegebenenfalls Fragen stellen. So war man beim nächsten Start auf bestimmte Situationen besser vorbereitet und konnte eigene Fehler korrigieren." Es hat mich schon - und meine beiden Kameraden Reiner und Wolfram empfanden das ebenso - sehr gestört, dass der Cheffluglehrer permanent zu telefonieren schien. Sehr oft hatten wir jeweils "unsere" ASK 21 in Startposition gebracht, hatten den Fallschirm angelegt und hätten starten können (und natürlich wollen), aber unser Fluglehrer stand einige Dutzend Meter abseits und hielt die Hand ans Ohr. "Fasse Dich kurz" oder noch besser "Laß bitte endlich die Telefoniererei" hätte man ihm gerne zugerufen, aber das verhinderte eine Melange aus Höflichkeit und Kleinmut. Völlig deplaziert empfand ich es, als er einmal sogar in Startstellung, die Haube war schon verriegelt und das Seil zog gerade straff, ein Telefonat entgegennahm. Wolfram, dem es ebenso ergangen war (und der diesen Text ebenfalls gegengelesen hat), beschwerte sich bei mir ("Stell Dir mal vor ..."). Aber zurück zum Montagvormittag, 12:40 Uhr. Nach meiner zweiten Landung war erst mal Schluss oder besser gesagt Mittagspause - wie immer zwischen 13.00 und 14.00 Uhr. Alle zogen in die Kantine. Wer clever war, konnte mit den Elektrokarren fahren, um sie an die Ladestation zu hängen. Unsere Jugendlichen Jan und Henry waren clever, die anderen gingen zu Fuß. ![]() ![]() ![]()
Der 4. Tag Der vierte Tag (Donnerstag) stand dann im Zeichen der einsitzigen ASK 23 B. Nach einer kurzen Einweisung drei Platzrunden vormittags und drei nachmittags. Bei der letzten gelang es mir dann endlich aufzusteigen. Genau 50 Minuten war ich in der Luft und erklomm 1.450 m/GND. Welch ein schönes Gefühl. Ich hätte noch viel länger fliegen können, bin aber abgestiegen, weil ich Reiner den Spaß auch gönnen wollte. Um 16:43 Uhr bin ich gelandet. Thermik war bis 20:00 Uhr angesagt. Als wir beim Einräumen mit unserem Cheffluglehrer an der ASK 23 standen, fragte ich ahnungslos, ob man morgen auch mal die LS 4 fliegen könne. Offenkundig war ich immer noch nicht klug geworden, dass man besser seinen Mund hält. Die Antwort war eindeutig: "Jetzt wird er größenwahnsinnig." war der einzige Kommentar, den er, meinen Fliegerkameraden zugewandt, abgab. Am nächsten Tag fragte ich Christoph, der mehrfach mit der LS 4 geflogen war, ob es mit diesem Segelflugzeug etwas Besonderes auf sich habe. Oh ja, meinte er, die sei erheblich anspruchsvoller und verzeihe Fehler nicht so leicht, wie die ASK. Warum hatte mir das nicht der Cheffluglehrer erklären können? Nach einer kurzen Skatrunde fielen wir abends ich Bett und ich war eigentlich ganz zufrieden. Immerhin war ich heute insgesamt 75 Minuten in der Luft, der bisherige Spitzenwert. Der 5. Tag Wie trist dann aber der letzte Tag, der ursprünglich für Reiner, Charley und mich (und Jannis) der vorletzte sein sollte. Herrlichstes Segelflugwetter. Aber der Wind kam erstmals aus der anderen Richtung. Deshalb wurde in Startrichtung 04 aufgebaut. Irgendwer sagte uns, dass wir in diese Platzrunde erst eingewiesen werden müssen. Wolfram, der mittags bereits fahren wollte, machte mit dem Cheffluglehrer auch gleich drei Platzrunden. Aber Reiner und mich "vergaß" (?) er. Wir übten uns in Bescheidenheit und halfen beim Zurückholen und beim Starten. Natürlich hatte ich keine Lust zu betteln. Auch dachte ich an die schroffe Zurückweisung an einem der letzten Tage. Ich hatte mich erdreistet, dem Cheffluglehrer einen Vorschlag zu unterbreiten. Weil ich bereits drei Starts hintereinander gemacht hatte, fragte ich, ob nicht statt meines vierten Fluges Reiner noch einen Flug machen könnte. Ich solle mir mal nicht seinen Kopf zerbrechen, ob ich denn nicht mitgezählt hätte, Wolfram hätte vor mir auch vier Flüge gemacht (das stimmte, hatte ich aber gar nicht mitbekommen). Nee, nee, danach hält man dann lieber die Klappe. Gegen 15.00 Uhr kam dann der Cheffluglehrer auf Reiner und mich zu und fragte, warum wir noch nicht in der Luft wären. Ich sagte mit bestmöglicher Beherrschung, es hätte geheißen, dass wir in die neue Platzrunde eingewiesen werden müssten. "Ach ja, stimmt, die seid ihr ja noch nicht geflogen." Wer aber gedacht hätte, dass die Einweisung jetzt schleunigst nachgeholt würde (und zumindest ich war zunächst so naiv), der sah sich getäuscht. Nichts passierte. Irgendwann raunte mir Reiner zu: "Das ist kein optimaler Tag, gell?" Ich erwiderte: "Ich bin stinksauer. Die sehn mich hier nicht wieder." Kurz danach kam dann Reiner zu mir und meinte: "Du, ich hab mit Charley gesprochen. Sie hat nichts dagegen heute schon abzureisen." Ich war sehr einverstanden. Wir verstanden übrigens beide nicht, warum man nicht mehr (Fluggebühren) aus uns rausgeholt hat (wir hätten sie mit Freude ausgegeben). Eine Einweisung in die Platzrunde 04 sollte nicht mehr stattfinden. Kurz vor 16:00 Uhr drehte sich der Wind und wir mussten umbauen. Nachdem alles wieder hergerichtet war, überlegte ich, aufzugeben und auf mein Zimmer zu gehen, als es dann von der sympathischen Ko-Trainerin hieß: "Na, was lungert ihr hier herum, wollt ihr nicht in die Luft. Die Richtung 22 könnt ihr doch fliegen und eine ASK 23 steht doch auch rum." Ich wollte mich nicht selbst bestrafen und nahm den Vorschlag an (ein bisschen negativ berührt über das "Herumlungern" war ich allerdings schon, hatten wir doch eher sehnsüchtig aufs Fliegen gewartet). Reiner fragte nach, ob man mit ihm üben könne, Thermik anzufliegen. Da eine ASK 21 und auch gerade ein anderer Lehrer frei war, klappte das. Reiner war anschließend voll des Lobes für seinen Kurzzeit-Lehrer Christoph. Äußerst kompetent, sachlich und ruhig habe der ihm gezeigt und erklärt, wie man Thermik anfliegen kann. Er hatte die letzten drei Tage ausgebildet - leider andere Schüler - und ich hatte beobachten können, dass er sehr ruhig und freundlich war. Wir stimmten später überein, dass wir halt Pech gehabt hätten, nicht von Anfang an mit ihm zu fliegen. Ich hingegen bestieg die ASK 23 B und suchte mir selbst einen Aufwind, was auch gleich gelang. Es ging bis auf 1.950 m/GND hoch und war phantastisch. Gut, dass ich nicht vorher aus Zorn auf mein Zimmer geflüchtet war. Ich fand einen Aufwind nach dem anderen und wäre sicher noch weitere zwei Stunden geflogen (schon um meinen Frust weiter abzubauen und weil ja niemand auf den Flieger wartete) als ich im Westen, nicht allzu weit vom Platz, einen Schauer entdeckte. Da Gewitter angekündigt worden waren, beeilte ich mich mit dem Abstieg, zu dem ich die Klappen nutzte (eine ärgerliche Energieverschwendung) und meine Gedanken gingen natürlich dahin, dass ich bei früherem Start auch länger hätte fliegen können. ![]() ![]() ![]() Wären wir einem der anderen Lehrer zugeteilt gewesen, der nicht permanent telefoniert und sich mehr und freundlicher um uns gekümmert hätte, hätte es eine rundum tolle Woche werden können. Ziemlich bedauerlich fand ich persönlich, dass ich nach dem gleichen Schema ausgebildet wurde wie Wolfram, und Reiner, die beide früher meine MoSe-Schüler waren und deutlich geringere Flugerfahrung haben. Ich vermute, dass dieses Schema bei allen Lizenzinhabern eingesetzt wird. Obwohl ich ja den Eindruck hatte, dass meine ersten drei Landungen einwandfrei waren, eine gegenteilige Rückmeldung hatte ich jedenfalls nicht erhalten, musste ich - wie die anderen auch - sechs Platzrunden machen, bevor die erste Seilrissübung stattfand, und insgesamt 15 Starts mit Fluglehrer, bevor ich zum ersten Mal alleine fliegen konnte. Die zweiten drei Platzrunden wären nach meinem Eindruck nicht zwingend erforderlich gewesen. Eher hätte ich gerne eine weitere Seilrissübung gemacht. Ich hatte gehofft, meinen C-Schein im Rahmen der Minima des § 37 LuftPersV machen zu können, ja ich hatte sogar die Hoffnung gehegt, den Schein in Oerlinghausen fertig zu bekommen, immerhin muss ich ja eine praktische Flugausbildung von nur fünf Flugstunden nachweisen (incl. 20 Alleinstarts usw.). Deshalb hatte ich mich für Oerlinghausen entschieden. Zeit, Flugzeuge und Lehrpersonal hätten dort auch hinreichend zur Verfügung gestanden. Aber die maßgeschneiderte Ausbildung, die ich mir erhofft hatte, fand leider nicht statt. Anmerkung: Wie ich nachträglich von Reiner erfahren habe, hatte der uns mit der Erklärung angemeldet, dass wir in Oerlinghausen nur Praxis machen wollten. Das rechtfertigt die gleichförmige Ausbildung aber nur eingeschränkt. Denn die Ausbildung hätte gleichwohl an den - zu erfragenden - Wünschen der Teilnehmer ausgerichtet werden können. Es wäre ein perfekter Service gewesen, wenn es etwa nach dem dritten Tag geheißen hätte: "Wir denken, dass Du auch den 100-km-Flug mit Fluglehrer schaffen könntest. Willst Du es morgen oder übermorgen versuchen?" Zumal auch das mehr Fluggebühren in die Kasse der Schule gespült hätte. Dann hätte ich auch den unerfreulichen Ton unseres Cheffluglehrers hingenommen bzw. ignoriert (und es wäre sicher auch nicht zu diesem Artikel gekommen). In fünf Tagen mit Heldenwetter, einer Unzahl vorhandener (aber leider im Hangar belassener) Segelfflugzeugen und sonstigen hervorragenden Möglichkeiten, konnte ich lediglich 26 Starts machen und war insgesamt 4 Stunden und 16 Minuten in der Luft. Und das lag nicht daran, dass ich keine Thermik fand … Das hätten wir im Rahmen eines Fliegerlagers in unserem Verein in Bad Berka auch noch geschafft, ohne dass ich die Kosten für eine lange Autofahrt und Unterkunft hätte tragen müssen. Apropos Kosten: Wenn ich für die Fahrt von rund 600 km (bei 30 ct pro km Vollkosten) 165 Euro berechne (180 Euro abzüglich Benzinbeteiligung Reiner in Höhe von 15 Euro) hat mich der gesamte Aufenthalt in Oerlinghausen rund 1.175 Euro gekostet (davon Fluggebühren knapp 500 Euro). Das macht bei insgesamt 26 Starts pro Start 45 Euro bzw. bei insgesamt 4 Stunden 16 Minuten Flugzeit pro Flugstunde 277 Euro. So gesehen war Oerlinghausen erheblich zu teuer. Jeder weitere Start, den wir liebend gerne gemacht hätten, jede weitere Minute, die wir liebend gerne geflogen wären, hätte den Pro-Stunden-Preis bzw. Pro-Start-Preis gesenkt. Auch deswegen ärgert mich die "mangelhafte Betreuung" insbesondere am letzten Tag noch immer sehr. Näheres siehe Gebühren in Oerlinghausen Einen (alten) Hund würde ich übrigens auch eher nicht mehr mitbringen. Zwar konnte ich ihn überall hin mitnehmen (er war mehr oder weniger willkommen) und kaum einer hat mich (bzw. den Hund) mit schiefen Blicken gewürdigt. Selbst unser Cheffluglehrer war freundlich … zu dem Hund. Und mein Hund hat dieses fast permanente Zusammensein mit seinem Herrchen ersichtlich genossen. Aber es ist doch recht umständlich. Vor allem wenn man seinen Ehegatten nicht dabei hatte. Ein anderer - erfahrener - Segelflieger, der oben schon erwähnte Christoph, hatte seinen Hund auch dabei. Aber eben auch seine Ehefrau. Und die konnte sich um den Hund kümmern, während Christoph flog. Es hat sich zwar keiner über Jannis beschwert, aber man hat doch ein bisschen ein schlechtes Gewissen, wenn man den Hund am Startwagen im Schatten anbindet, dann in den Flieger steigt und er dann (oder wenn man zurückkommt) erst mal eine Runde winselt und bellt. Aber wie gesagt, keiner hat sich beschwert (Danke allen!). Und dann muss man sich ja auch um das Tier kümmern (Nahrung, insbesondere Wasser und Schale mit aufs Flugfeld nehmen, Medikamente verabreichen, zwischendurch immer mal wieder Gassi gehen usw. usw.). Und das alles, obwohl man mit sich selbst und dem Segelfliegen und dem zur Hand gehen genug zu tun hat ... |
![]() |
![]() |
![]() |
Der 12jährige Labradormischling (stark sehbehindert) im Schatten des Startwagens |
![]() |
![]() |
![]() |
Er war überall willkommen. Nur in die Küche der Kantine wollte man ihn trotz mehrfacher höflicher Nachfrage seinerseits nicht einlassen Na, dann muß man es sich eben auf dem Kantinenboden gemütlich machen ... |
![]() |
![]() |
Nachtrag |
|
![]() |
Zeitsprung! Ziemlich genau ein Jahr später. Mein Verein, der unübertreffliche Fliegerclub Bad Berka-Weimar e.V. hatte sich in den Kopf gesetzt, in diesem Jahr 2010 ein eigenes Fliegerlager durchzuführen. Pünktlich mit dem Beginn des Fliegerlagers am 24.6.2010 setzte nach wochenlanger Schlechtwetterperiode bestes Segelfliegerwetter ein. Eine Kleinigkeit war dann allerdings doch schief gegangen. Am ersten Tag war kein Segelfluglehrer da. Am 25.6.2010 aber ging es richtig zur Sache. Obwohl ich in der Zwischenzeit keinen Segelflugstart mehr gemacht hatte, absolvierte ich innerhalb einer Woche alle erforderlichen Leistungen und konnte am 1.7.2010 meine Prüfungsflüge durchführen. In dieser Woche war ich mehr als 11 Stunden in der Luft und hätte, wenn ich gewollt hätte, noch viel mehr fliegen können. Die Kosten? Alles zusammen vielleicht 200 Euro. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ... |
![]() |
![]() |
![]() 2. Nachtrag |
|
![]() |
Ich habe mir Zeit gelassen, bevor ich diesen Artikel auf meine Seite
eingestellt habe. Zuerst einmal habe ich meine Mitstreiter probelesen
und redigieren lassen. Sie haben mir bestätigt, daß meine Schilderungen
in Ordnung sind.
W: "sehr detailgetreu, habe oft gelacht. Dem ist nichts hinzuzufügen, ein genaues Protokoll."Danach habe ich den Text an die Leitung der Schule in Oerlinghausen geschickt, und zwar mit folgendem Anschreiben: Sehr geehrter Herr ..., der Anlage können Sie einen Beitrag entnehmen, den ich in meine homepage www.pilotundrecht.de einstellen und einer Fliegerzeitung zur Veröffentlichung anbieten werde. Da ich mich nicht in allen Punkten positiv äußere, möchte ich es nicht versäumen, Ihnen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Sollte ich allerdings innerhalb der nächsten drei Wochen keine gegenteilige Nachricht von Ihnen in Händen halten, werde ich mir die Annahme gestatten, dass eine Stellungnahme nicht erwünscht ist Mit freundlichen GrüßenAbgesehen von einer Eingangsbestätigung habe ich - leider - nichts mehr von der Schule gehört. Die angeschriebenen Fliegerzeitungen haben den Artikel als erheblich zu umfangreich abgelehnt. |
![]() |