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Und hier noch einmal ausführlich die Vor- und Nachteile einzelner Flugzeugtypen:
Segelfliegen (Glider)
Die unmittelbarste Art zu fliegen (wenn man nicht Drachen- oder
Gleitschirmflieger ist). Von den Segelflugpiloten als das Flugerlebnis
schlechthin betrachtet. Auch für kleine Einkommen und daher vor allem
für Schüler und Studenten geeignet. Regelmäßig nur im Verein möglich.
Deshalb sehr zeitintensiv. Segelfliegen ist Mannschaftssport. Das heißt:
Einer sitzt im Flugzeug und drei bis vier sind am Boden beschäftigt
(Windenfahrer, Flugleiter, Starthelfer usw. usw.). Manchmal muß man
den ganzen Tag nur helfen und kommt selbst nicht zum Fliegen. Sehr eindringlich
wird dies beschrieben auf der Homepage der
Fluggemeinschaft Leibertingen e.V.
Segelflug belastet die Umwelt wenig. Ein Windenstart benötigt ein bis
zwei Liter Benzin, ein Flugzeugschlepp - zehn Minuten sind meistens
genug - fünf bis zehn Liter. Geübte Piloten bleiben dann aber auch
einige Stunden in der Luft.
Gebrauchte Segelflieger gibt es schon ab 5.000 Euro. Neue Spitzenflieger
kosten bis zu 100.000 Euro. Aber auch wenn man ein Segelflugzeug sein
Eigen nennt, kann man nicht nur fliegen, sondern muß auch Bodenarbeit leisten.
Stundenpreis 4 - 8 Euro, ein Pilot,
max. ein Passagier (die meisten Segelflugzeuge sind aber einsitzig)
Ausbildungskosten: 1.000 bis 2.000 Euro. Einzelheiten siehe
Kostentabelle.
Wer schnell zu einem Segelflugschein kommen will und ein bißchen mehr Geld
zur Verfügung hat, mag eine der großen Vereins-Segelflugschulen besuchen.
Ein sicherlich herausragendes Beispiel ist die Segelflugschule Oerlinghausen,
die ich durchaus empfehlen kann. Warum ich das mit der kleinen Einschränkung
"durchaus" versehe, können Sie hier nachlesen:
Wir machen einen Kurs in Oerlinghausen ...
Reisemotorsegler
Motorsegler (Touring Motor Glider) werden von Privatflugzeugpiloten abschätzig als Mofas der Lüfte
bezeichnet. Sie gelten aber als ziemlich gelungene Kombination von Segelflugzeugen
und Privatflugzeugen. Man kann mit ihnen auf Strecke gehen (dazu werden sie
auch meistens genutzt) oder aber das Triebwerk abstellen und sich von einem
Aufwind hochziehen lassen.
Man kann sie also durchaus auch als Segelflugzeuge
benutzen, und zwar ohne daß man auf eine ganze Mannschaft von Helfern angewiesen
ist. Bei allem sind Motorsegler im Betrieb sehr preiswert, sie schlucken bspw.
vergleichsweise wenig Benzin (10 - 18 L pro Stunde) und können damit als
noch umweltfreundlich betrachtet werden. Sie sind also sozusagen eierlegende Wollmilchsäue.
Aber darin liegen auch ihre Nachteile. Sie segeln nicht so gut wie ein Segelflugzeug
(Gleitzahl
etwa 1:25 statt mind. 1:40) und sie fliegen nicht so schnell wie ein
Privatflugzeug (130 bis 180 km/h Reisegeschwindigkeit statt 180 bis 300 km/h).
Und die Zuladung ist ziemlich beschränkt. Die beiden Personen (Pilot und ein Gast)
sollten zusammen nicht über 180 kg wiegen und höchstens 20 kg Gepäck ist in der
Regel alles, was man mitnehmen darf. Dafür sind Motorsegler besonders sicher.
Fällt tatsächlich einmal der Motor aus (kommt allerdings bei allen Flugzeugen
fast nie vor), dann hat man je nach Höhe sehr, sehr viel Zeit, nach einem Landefeld
zu suchen. Ich kann nicht verhehlen, daß ich absoluter Motorsegler-Fan bin.
Stundenpreis 30 - 80 Euro, ein Pilot, max. ein Passagier, max. Abfluggewicht je
nach Typ ca. 650 bis 750 kg. Ausbildungskosten 3.000 bis 5.000 Euro. Einzelheiten siehe
Kostentabelle.
Im Bild sehen Sie den Motorsegler D-KDCE, ein Falke Sf 25 C, auf dem Flughafen
in Karlovy Vary (Karlsbad), Tschechien. Der Falke ist der meistverkaufte Motorsegler
überhaupt und wird wegen seiner gutmütigen Flugeigenschaften vor allem als
Schulungsflugzeug hochgeschätzt. Die legendäre Herstellerfirma Scheibe (Dachau)
ist leider vor einigen Jahren in Konkurs gegangen. Der Falke ist aber so beliebt,
daß sich ein Nachfolger gefunden hat, nämlich die Firma Sammet in Heubach (Bayern).
Und dort stellt man schon wieder (auf Bestellung) 6 Falken pro Jahr her.
Privatflugzeuge
Privatflugzeuge sind meistens einmotorige Flugzeuge mit Kolbentriebwerk (Single engine piston)
und können als Bindeglied zwischen Hobbyfliegerei und gewerbsmäßigem Fliegen
gesehen werden. Während man bei den oben genannten Luftfahrzeugen und ebenso bei den unten
noch beschriebenen UL immer nur höchstens einen Gast mitnehmen kann, kann man mit
dem Privatflugzeug drei Passagiere zum Mitflug einladen. Privatflugzeuge sind
schnell, geräumig, komfortabel und … sehr teuer. Privatflugzeuge haben viel mit
Kommerz zu tun. Deswegen gibt es auch viele kommerzielle Flugschulen. Bei den
anderen Flugzeugtypen dürften die Vereine im Vordergrund stehen. Mit
Privatflugzeugen kann man - so man denn das Geld und die entsprechenden Lizenzen
hat - auch mal schnell mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Paris oder
London fliegen … und das ist ja nun wirklich nicht schlecht, oder?!
Stundenpreis 150 - 300 Euro (je nach Typ und Verleiher), ein Pilot, max.
drei Passagiere, max Abfluggewicht (je nach Lizenz) 750 kg oder 2000 kg.
Ausbildungskosten 8.000 bis 11.000 Euro. Einzelheiten siehe
Kostentabelle.
Im Bild sehen Sie das Cockpit einer Cessna 172, eines der der am häufigsten
vorkommenden Privatflugzeuge.
Ultraleicht-Flugzeuge (UL)
UL werden als Luftsportgeräte angesehen. Sie unterscheiden sich daher grundlegend,
in vielerlei Hinsicht auch rechtlich von den oben genannten Flugzeugtypen. So sind
sie beispielsweise nicht in die Luftfahrtrolle beim Luftfahrtbundesamt, sondern im
Luftsportgeräteverzeichnis eingetragen. Kunstflug (§ 8 LuftVO), Wolkenflüge (§ 14
LuftVO) und Sichtflüge bei Nacht (§ 33 LuftVO) bspw. sind mit UL von vornherein
verboten. Man erhält auch keine PPL, sondern eine SPL (Sportpilotenlizenz). Die
Ausbildungsvoraussetzungen sind etwas geringer als bei Privatflugzeugen (z.Bsp. 30
statt 35 Stunden Praxisausbildung). Bestimmte Lufträume dürfen mit UL (unabhängig
von der Lizenz des Piloten) nicht beflogen werden.
Ich kann nicht verhehlen, daß ich ULs nicht sonderlich schätze. Wer die Gründe
nachlesen will, klicke bitte hier: ULs sind unsicher ....
UL sind in Anschaffung und Betrieb erheblich preisgünstiger als Privatflugzeuge.
Daher ist der Stundenpreis vergleichbar niedrig, so daß auch die Ausbildungskosten
erheblich günstiger sind als bei Privatflugzeugen.
Stundenpreis 50 - 100 Euro, ein Pilot, max. ein Passagier, max. Abfluggewicht 472,5 kg.
Ausbildungskosten 3.000 bis 4.000 Euro
Leicht-Flugzeuge
Ultraleichtflugzeuge bilden die unterste Kategorie von Leichtflugzeugen, die sich
nach Einführung der - in Europa neuen, in den USA seit Jahren bekannten - LSA-Klasse
im Jahr 2012 in drei Kategorien einteilen lassen:
Klasse |
Abk. |
MTOW1) (in kg) |
Kennzeichen |
erforderl. Lizenz |
Ultraleicht |
UL |
472,5 |
M |
SPL2)
nach § 42 LuftPersV |
Light Sport Aircraft |
LSA |
600 |
E |
PPL3)
nach § 1 LuftPersV |
Very Light Aircraft |
VLS |
750 |
E |
PPL
nach § 1 LuftPersV |
1) MTOW = maximum take-off weight (maximales Startgewicht)
2) SPL = Sportpilotenlizenz
3) PPL = Privatpilotenlizenz
Kommerzielle Flugschule oder Verein
Kommerzielle Flugschulen verfügen in der Regel über stringente Ausbildungspläne
und eine ordentliche Ausbildungseinrichtung. Während die meisten Vereine nur am
Wochenende Flug- und Ausbildungsbetrieb eröffnen, stehen Ihnen kommerzielle Schulen
auch wochentags zur Verfügung. Sie erwarten in der Regel auch nicht, daß man nach
dem Fliegen das Flugzeug putzt oder sonst irgendwie Hand anlegt. Aber sie sind
dafür natürlich viel teurer. Zum einen kostet die einzelne Flugstunde erheblich
mehr als im Verein, zum anderen muß man immer auch noch den Lehrer zusätzlich
zahlen. Auch die Theorieausbildung kostet natürlich extra, und nicht zu knapp.
Im Verein sind die Kosten erheblich reduziert, weil mit ehrenamtlichen Lehrkräften
geschult wird, so da^ss man für die Flugstunde in aller Regel den gleichen Preis
zahlt wie ein Lizenzinhaber. Dafür sehen die allermeisten Vereine 50 oder 60
Arbeitsstunden im Jahr vor, die man für den Verein erbringen oder in Geld
ausgleichen muß (Baustunden, Kantinendienst etc.).
|
Verein |
Kommerzielle Schule |
Kosten |
(++) Erschwinglich (Einzelheiten) |
(- -) Teuer (Einzelheiten) |
Qualität |
siehe unten 1) |
siehe unten 1) |
Zeitaufwand |
(-) |
(+) |
Arbeitsstunden |
40 bis 60 pro Jahr |
Keine |
Vereinsleben |
Mitgliederversammlungen, Veranstaltungen etc. |
Keines |
Serviceleistungen |
Tanken, Putzen etc. müssen selbst erledigt werden |
Werden i.d.R. von der Schule erledigt |
Dauer der Ausbildung |
(-) zeitaufwendig (Vollausbildung in der Regel > 18 Monate) |
(+) Überschaubar (Vollausbildung in der Regel < 1 Jahr) |
Schulungsbetrieb |
(-) regelmäßig nur am Wochenende |
(+) meistens täglich möglich |
Ansprechpartner |
(++) nahezu jederzeit. Nicht nur Lehrer, sondern auch andere Vereinsmitglieder stehen in der Regel gerne zur Verfügung |
(+) Lehrer sind in der Regel jederzeit ansprechbar. |
Gleichgesinnte |
(++) durch Vereinsleben gesichert. Gemeinsame Flüge (Kostenteilung) sind an der Tagesordnung |
(-) wird eher individualistisch betrieben. |
1) Kein Unterschied. Hängt entscheidend davon ab,
welchen Flugschule oder welchen Verein man aussucht. Hier wie dort
kann es übellaunige und ungeduldige Fluglehrer geben. Hier wie dort
gibt es aber auch sehr engagierte Lehrer.
Resümee
Wer viel Geld aber wenig Zeit hat, sollte sich in einer kommerziellen Flugschule
zum Privatflugzeugführer ausbilden lassen. Wem umgekehrt viel Zeit und wenig Geld
zur Verfügung steht, sollte im Verein das Segelfliegen erlernen. Fluginteressierte,
die nur ein eingeschränktes Zeit- und Geldkonto haben, sollten
Motorsegelfliegen im Verein erlernen.
Womit auch immer man beginnt: Der Wechsel auf eine andere
Flugzeuggattung ist deutlich einfacher, wenn man schon irgendeine Lizenz hat.
Wer also Privatflugzeuge fliegen, aber mit möglichst geringen Kosten zur
Lizenz kommen will, sollte zunächst mit der Ausbildung zum Motorsegler beginnen
und eine entsprechende Lizenz erwerben, um anschließend auf Privatflugzeuge
umzuschulen. Eine vernünftige Fliegerkarriere könnte auch beim Segelflug
beginnen (Schüler / Student) und über den Motorsegler (Berufsanfänger) zum
Privatflugzeug (im Beruf erfolgreich) führen.
Wie beim Führerschein gilt auch hier folgender Satz. Gleichgültig mit welchem
Flugzeugtyp Sie anfangen: Je jünger desto besser (desto weniger Stunden werden
Sie in der Regel benötigen)!
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